Katharina Pallitsch

Interview

1. Wie gehst du mit der Corona-Situation um?

 

Die Antwort ist aber relativ simpel: möglichst flexibel. Ich versuche so gut es geht auf die jeweils aktuell Situation zu reagieren und den Studierenden möglichst dieselben Chancen zu bieten etwas in meinen Lehrveranstaltungen zu lernen, wie ohne Corona. Das kann ganz verschiedene Dinge bedeuten: Bei Vorlesungen ist mir z.B. wichtig, dass sie trotz Corona möglichst live stattfinden, und so eine Kommunikation möglich bleibt, selbst dies nur online möglich ist. Und es ist mir wichtig, dass der Stoff nicht explodiert. Beim OC-Proseminar war mir vor allem wichtig, dass die Studierenden trotz steigender Infektionszahlen nicht nur Folien präsentiert bekommen, sondern auch eine Chance bekommen, den Lehrenden beim Zeichnen von Strukturen über die Schulter zu schauen und möglichst oft im Hörsaal dabei sein zu dürfen. Persönlicher Kontakt senkt in meinen Augen immer die Hemmschwelle und man fragt bei Unklarheiten face-to-face viel leichter nach als online, wo alles aufgezeichnet wird. Aber die größte Herausforderung ist sicher die Restrukturierung von Praktika. Diese neue Situation fordert sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden sehr. Aber trotzdem denke ich, dass es keine Lösung ist ganze Praktika oder auch nur einige Beispiele rein theoretisch/online zu absolvieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Verstehen von praktischen Techniken immer erst dort beginnt, wo bei der Anwendung die ersten Probleme auftreten.

 

2. Welche Bedeutung hat die Chemie für dich?

 

Eine sehr große würde ich sagen. Wenn jemand mich bittet mich vorzustellen, ist der erste Satz fast immer „Ich bin Chemikerin“. Auch wenn man als Forscherin eine hohe Frustrationstoleranz braucht und man oft wochenlang das Gefühl hat nicht von der Stelle zu kommen, gibt es kaum ein tolleres Gefühl, als etwas Neues zu entdecken oder eine unbekannte Verbindung herzustellen. Und genau die Mischung aus diesen beiden Dingen – entdecken und herstellen – ist es, die mich so fasziniert.

Zum einen ist Chemie gar nicht so anders als eine Forschungsreise im 19. Jahrhundert: man weiß nie was hinter der nächsten Ecke an Problemen und spannenden Erkenntnissen lauert und was die weißen Flecken auf der Landkarte noch alles zu bieten haben. Und es gibt weiß Gott noch viele weiße Flecken, auf die man sich stürzen kann!

Zum anderen wollte ich nie eine reine Theoretikerin sein. Ich finde, dass es kaum ein tolleres Gefühl gibt, als etwas in Händen zu halten, das man selbst gemacht hat. Chemie ist insofern anders als andere Wissenschaften, weil man hier selbst etwas Neues schaffen und kreativ werden kann.

 

3. Was sollte sich an der Universität ändern?

 

Das ist eine leichte Frage! Dasselbe wie auch überall sonst in Österreich. Die „das-machen-wir-aber-schon-immer-so“ Mentalität muss weg. Es gibt so viele Wege modern zu unterrichten, Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden zu halten und Inhalte zu transportieren. Trotzdem sehen fast alle Lehrveranstaltungen gleich aus: Frontalunterricht ohne eine Möglichkeit zur Interaktion. Das sollte sich dringend ändern. Daher denke ich, dass Lehrende besser ausgebildet werden müssen. Während Schullehrer eine pädagogische Ausbildung erhalten, wird von uns Universitätslehrenden erwartet, dass wir die pädagogischen Tricks und Kniffe einfach so aus dem Ärmel schütteln. Frei nach dem Motto: wer ein Fachexperte ist, kann auch Fachexperten ausbilden. Nur, dass das so leider nicht stimmt. Nicht jeder, der etwas gut kann, kann es auch gut lehren. Hier würde ich gerne etwas am System ändern.

 

4. Wieso hast du dich für eine universitäre Laufbahn entschieden?

 

Diese Entscheidung habe ich tatsächlich nicht bewusst getroffen, sondern es hat sich mit der Zeit so ergeben. Ursprünglich wollte ich genau das Gegenteil, nämlich in die Wirtschaft gehen und projektbasiert arbeiten. Ich hatte das Bild, dass universitäre Forschung und Lehre nicht anwendungsorientiert wären. Erst nach und nach habe ich verstanden, dass ohne Grundlagenforschung keine Anwendung möglich ist und dass mich die Erforschung der Grundlagen viel mehr interessiert, als zuerst gedacht. Projektbasiert arbeitet man zudem an der Universität ebenfalls, daher wird es auch hier nie langweilig. Außerdem bekommt man an der Universität eine Chance, die einem in der Wirtschaft immer verwehrt bleibt: die nächste Generation auszubilden. Man kann aktiv daran mitwirken, dass aus Studierenden Forscher werden, die im besten Fall genauso begeistert ans Werk gehen, wie man selbst.

Lehrveranstaltungen

2020W
 SE Erstellen der Bachelorarbeit A - Organische / Bioanorganische / Biologische / Biophysikalische Chemie
 PR Wahlfachpraktikum A (Bachelormodul) - Organische/Bioanorganische/Biologische/Biophysikalische Chemie
2020S
 SE Erstellen der Bachelorarbeit A - Organische / Bioanorganische / Biologische / Biophysikalische Chemie
 PR Wahlfachpraktikum A (Bachelormodul) - Organische/Bioanorganische/Biologische/Biophysikalische Chemie
 UE Organisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum - Modul OC-4 - metalorganic and elementorganic chemistry