1. Was waren für Sie die größten Hürden in Ihrem Studium?
Die Hürden waren mannigfaltig, aber ich werde hier mal Privates weglassen. Ich habe mangels breiten Vorwissens ziemlich genau bei Null begonnen, jedenfalls war alles aus der Schule Gelernte binnen der ersten Woche ein- bzw. überholt.
Ich erinnere mich, dass meine Nachbarn im Labor teilweise schon nach wenigen Stunden wieder nach Hause gegangen sind und ich als Anfänger habe natürlich jede
Minute gebraucht, die zur Verfügung stand, um die Aufgaben zu bewältigen. Dann warteten am Abend noch Protokolle, in der Nacht noch die Bücher und am nächsten Tag in der Früh standen wieder die
Vorlesungen am Programm. Das Chemiestudium war auch damals schon heterogen und die Lehrveranstaltungen gliederten sich für mich in zwei große Blöcke: Interesse und Disziplin. Ich hatte etwas zu
leiden unter zwei Vorlesungen Physik, zwei Vorlesungen Mathe, dazu noch zwei Übungen in Mathe und das prägte die ersten beiden Semester. Gefolgt sind Physikalische Chemie mit 8 Vorlesungen,
Rechenübungen und dem Praktikum. Ich musste dann aber auf das Bachelor/Master Curriculum umsteigen, was mir dann doch einiges, aber nicht alles erspart hat.
2. Was sind für Sie die größten Herausforderungen in der Lehre?
In der Lehre trifft man auf Studierende, die das eigene Fach entweder mit Interesse oder Disziplin verfolgen. Falls weder das Eine noch das Andere gegeben sind, dann sieht man die Studierenden durchaus öfter. Aber das soll jetzt nicht scheinheilig klingen. Ich habe auch selbst einige Prüfungen öfter gemacht. Auch die, die mich sehr interessiert haben 😊. Aber gerade durch diese Selbsterkenntnis ist mir es wichtig im Hörsaal einen guten Mittelweg zu finden und alle Studierende mitzunehmen. Es gilt nicht zu schnell zu viel präsentieren, um nicht die Hälfte der Hörerschaft zu verlieren. Andererseits darf man auch nicht auf der Stelle treten und die Leute unterfordern oder langweilen mit Inhalten, die schon bekannt sind. Ich lockere die Atmosphäre auch gerne auf, es muss nicht immer alles todernst sein. Aber um die Frage richtig zu beantworten möchte ich sagen, dass alles, was genau nicht die Lehre ist, also eher administrative Tasks einen Gutteil der Zeit beanspruchen und deshalb auch nicht viel Zeit für die Vorbereitung bleibt. Motivierend sind sehr oft wirklich die Studierenden, das Gehalt ist es jedenfalls nicht.
3. Was würden Sie in Bezug auf das Chemiestudium verändern wollen?
Nach meinem Geschmack sollte es mehr Wahlmöglichkeiten geben und weniger Pflichtveranstaltungen. Das neue Bachelorcurriculum geht ein wenig in die Richtung, aber es ginge noch um einiges freier. Andererseits wurde das aktuelle Curriculum des Masterstudiums Chemie mit „Basiskompetenzen“ ausgestattet, bei denen ich mir vorstellen kann, dass sie je nach Interesse auch eine bittere Pille für manche Studierende darstellen. Jedenfalls sollte nicht nur die Gestaltung, sondern auch die Zulassung freier sein. Ich kann natürlich nicht sagen, ob mich in meiner Jugend eine Aufnahmeprüfung damals so stark abgeschreckt hätte, dass ich gar nicht erst angetreten wäre. Aber ermutigend hätte ich es sicher nicht gefunden. Auch vom Timing her fällt der Aufnahmeprozess unter Umständen genau in den Stress der Matura bzw., was für junge Leute auch wichtig sein kann, in die Führerscheinkurse.