Doris Marko

Interview

1. Welche Interaktion mit Studierenden haben Sie im letzten Jahr am meisten wertgeschätzt?

 

Nach den wirklich harten Monaten der online Lehre, war (und ist es) es ein wirkliches Vergnügen wieder im Hörsaal zu stehen und in direkter Kommunikation mit den Studierenden die Lehrinhalte zu erarbeiten

 

2. Was war normal in Ihrer Zeit als Studierende*r, was heute undenkbar wäre?

 

Während meiner ersten Semester im Chemiestudium war man Welten davon entfernt weibliche und männliche Studierende mit gleicher Wertschätzung zu behandeln. In meiner ersten AC-Vorlesung wurde uns erklärt, dass Frauen vermutlich besser am Herd aufgehoben wären. Ich denke, dass sich vieles geändert und weiterentwickelt hat. Vielleicht ist noch nicht alles optimal, aber im Hinblick auf Chancengleichheit hat sich vieles verbessert.

 

3. Was sind in Ihren Augen zurzeit die größten Hürden für Studierende?

 

Fachliche Hürden scheinen in der Tat nach wie vor die ersten Semester des Bachelorstudium zu sein, in denen wir die meisten Studienanfänger "verlieren". Ansonsten ist sicherlich, wie zu bereits zu meinen Studienzeiten, das Erbringen des Lebensunterhaltes während des Studiums für viele Studierende eine Herausforderung. Und gerade in den Zeiten der Pandemie sind hier sicherlich viele Lebenspläne über den Haufen geworfen worden, weil viele typische Studierendenjobs weggebrochen sind und die Betroffenen gezwungen waren alternative Wege einzuschlagen. Ich komme selbst aus einer wenig betuchten Arbeiterfamilie, die mir keinerlei finanziellen Rückhalt geben konnten, so dass ich gezwungen war, parallel zum Studium, meinen kompletten Lebensunterhalt zu verdienen. Ich sehe bei vielen Studierenden, dass der zeitliche Aufwand die Finanzierung sicherzustellen zum Teil beträchtlich ist. Insofern halte ich es für unerträglich, dass gerade für wenig bemittelte, talentierte Studierende mit dem neuen §109 des Universitätsgesetzes eine neue Benachteiligung implementiert wurde. Wenn Studierende neben ihrem Studium an der Universität Wien angestellt werden, wird ihnen später diese Zeit auf die mögliche Gesamtbeschäftigungszeit an der Universität Wien angerechnet. Dies ist insbesondere dann von Nachteil falls eine Hochschulkarriere angestrebt wird. Meines Erachtens werden hier gerade die benachteiligt, die talentiert, aber finanziell nicht gut ausgestattet sind. Hier ist dringend eine Neuregelung erforderlich

 

4. Welche Errungenschaft im Fachbereich Chemie würden Sie gerne noch miterleben?

 

Ich halte nach wie vor die Abbuchrate in den ersten Semestern des Bachelorstudiums Chemie für deutlich zu hoch. Hier würde ich mir wünschen, dass es gelänge zusammen mit den Studierenden verbesserte Konzepte zu erarbeiten um hier Abhilfe zu schaffen. Ich hoffe, dass dies mit der Reformierung des Bachelorstudiums, die nunmehr ansteht, gelingen wird.

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