Peter Lieberzeit
Interview
1. Welche Interaktion mit Studierenden haben Sie im letzten Jahr am meisten wertgeschätzt?
Es ist schwierig, hier eine spezifische Interaktion herauszugreifen, aber: in den Bachelorvorlesungen stell(t)e ich bewußt das gesamte während der Pandemie erstellte Material wieder zur Verfügung, trotz Präsenzlehre. Das macht es möglich in den Vorlesungseinheiten vor Ort gemeinsam mit den Studierenden die "schwierigeren" Konzepte zu erarbeiten. Um so in einem Versuch den wirklichen Mehrwert von physischer Präsenz zu "ertasten". Es hat mich sehr gefreut, wie interaktiv diese Stunden gelungen sind. Ebeno wie die größere Zahl an Fragen, von denen mich einige durchaus kurz an die Grenzen brachten. Und wie selbstverständlich Studierende hinnahmen, dass der Prüfungsstoff trotzdem das gesamte Material (ppt und Videos) umfasst.
2. Was war normal in Ihrer Zeit als Studierende*r, was heute undenkbar wäre?
Das Aushängen der Ergebnislisten von Prüfungen mit vollem Namen, Matrikelnummer, erreichter Punktezahl und Note in den Schaukästen. Die Dauer der Grundpraktika (25 SWS, also jeden Nachmittag von 13-18h). Und die Tatsache, dass manche Großpraktika dafür "verwendet" wurden, größere Stoffmengen zu prüfen, die nie in Vorlesungen vermitteld worden waren. Was mir heute etwas fehlt: wir hatten zumindest eine verpflichtende VO Wissenschaftstheorie, die uns dazu anhielt unser Fach etwas auf der Metaebene zu reflektieren.
3. Was sind in Ihren Augen zurzeit die größten Hürden für Studierende?
Hier kann ich nur raten, da mir der Gesamtüberblick fehlt. Im Bachelorstudium Chemie offenbar die StEOP und danach das "Takten" von Vorlesungsprüfungen, die Zulassungsvoraussetzungen für Praktika sind. Im Lehramtsstudium das "Jonglieren" dreier völlig unabhängiger Teile des Curriculums. Und generell die Tatsache, dass ein Chemiestudium de facto kaum in Teilzeit betrieben werden kann.
4. Welche Errungenschaft im Fachbereich Chemie würden Sie gerne noch miterleben?
Ich beziehe die Frage auf die Wissenschaft (und nicht auf unsere Fakultät): die Entwicklung der künstlichen Photosynthese von Grundchemikalien (zB Methanol) aus CO2.
