Franz Jirsa

1. Welche Interaktion mit Studierenden haben Sie im letzten Jahr am meisten wertgeschätzt?

Die angeregten und engagierten Diskussionen im Anschluss an Seminare oder Vorlesungen, oder auch während zufälliger Begegnungen, über Themen die mir besonders am Herzen liegen: Bezug der Chemie zum Alltag, Umweltbewusstsein und die Rolle der Universität und von Akademiker*Innen als Brückenbauer zwischen Gesellschaft und Politik.

2. Was war normal in Ihrer Zeit als Studierende*r, was heute undenkbar wäre?

Der Umgang mit den Studierenden war sehr oft, aber nicht immer, wesentlich weniger wertschätzend als jetzt.  Vor allem sexistische Bemerkungen von dafür bekannten Professoren ( mit Absicht ohne Binnen"I" geschrieben) wurden toleriert oder in Kauf genommen.  

3. Was sind in Ihren Augen zurzeit die größten Hürden für Studierende?

Meiner Meinung nach vor allem der finanzielle/wirtschaftliche Druck für viele Studierende, die neben dem Studium auch arbeiten gehen müssen, um sich ihr Leben zu finanzieren; dies führt zusammen mit dem Druck das Studium möglichst rasch zu absolvieren zu einem dem eigentlichen Sinn eines Studiums entgegengesetzten Trend. Die Möglichkeit sich auszutesten und Dinge auszuprobieren wird stark eingeschränkt, wenn immer nur das Ziel möglichst rasch und effizient fertigzuwerden im Vordergrund steht. Auch die zunehmende  Verschulung der Studienpläne nimmt den Studierenden sehr viel Freiheiten und macht das Studium auch im Hinblick auf die Lebensplanung außerhalb der Uni nicht leichter.  

4. Welche Errungenschaft im Fachbereich Chemie würden Sie gerne noch miterleben?

Da "die Chemie" eine sehr breit aufgestellte Wissenschaftsdisziplin ist, kann ich mir für den gesamten Fachbereich nichts wünschen. Ein Wunsch fällt mir dann doch ein: dass "Green Chemistry" nicht ein kleiner, besonderer Zweig in der Chemie bleibt, sondern zum Regelfall wird und die Chemie eine Vorreiterrolle in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein einnimmt.