Was bedeutet die Lehre für Sie und was sind dabei die größten Herausforderungen für Sie?
Lehre ist prinzipiell die Vermittlung von Wissen. Doch nicht nur die Aufbereitung gehört dazu, sondern auch eine gewisse Begeisterung oder Interesse zu wecken ist wichtig. Wobei es in einem Fach wie der TC besonders schwer ist. Unter den Chemiker*innen sind die theoretischen Chemiker*innen irgendwie die Nerds und den Studierenden zu zeigen, dass das ganze auch Spaß machen kann, ist dann die Herausforderung und das bekommt man auch nicht aus einem Lehrbuch. Das versuch ich dann auch häufig wie zum Beispiel in Molspek wo es um Lokalschwingungen geht. Da gibt es dieses eine Bild, wo die die studierenden nach vorne und nach hinten laufen. Erstens es lacht der ganze Saal und zweitens diese Schwingung merken sich alle. Letztendlich haben Sie nichts Haptisches in der Technischen Chemie. Was sie aber machen können sind zum Beispiel die theoretisch chemischen Übungen. Damit können die Studierenden ein wenig herumspielen am Computer und sich das Ganze ein wenig vorstellen und herumdrehen.
Wie lief die Umstellung auf Home-Learning?
Ouhh. Am Anfang ziemlich schwer. Es ging uns alle so. Ich hatte zu Hause eine schlechte Internetverbindung und es war uns nicht klar wie lange das dauert. Ursprünglich haben wir geglaubt wir können nach 2-3 Wochen weitermachen. Doch dann ist uns bewusst geworden, wir müssen das alles umstellen. Ich habe dann den Foliensatz erweitert und alles in Streams aufgenommen. Ich musste um 2 Uhr in der Nacht die Folien uploaden da sonst meine Internetverbindung zu schlecht war. Nach einiger Einarbeitungszeit wussten wir zwar wie wir arbeiten mussten aber mit welcher Software oder welches Tablet gut für eine Vorlesung geeignet ist hat uns niemand gesagt. Weil wir das natürlich alles allein rausfinden mussten, hat das ganze etwas gedauert. Auch das fehlende Feedback durch die direkte Interaktion mit den Studierenden fällt weg. Ohne Kamera wird das Ganze dann noch schwerer bzw. unpersönlicher und zusätzlich kommt noch die scheu vor dem aufgenommen werden für beide dazu.
Was sollte sich an der Universität ändern?
Es findet jetzt schon ein riesiger Veränderungsprozess statt. Die ganzen E-Learning-Sachen werden nicht komplett zurückgedreht. Ich werde auch versuchen die Unterlagen laufend zu verbessern. Es ist aber momentan auch so, dass die Lehre momentan relativ geringen Stellenwert hat. Und da würde ich mir natürlich auch wünschen, dass sie eine höhere Wertigkeit bekommt. Zurzeit ist es so, dass es schlauer ist ein Symposium zu halten als seine Folien zu verbessern. Auch sollen die Studierenden mehr Wahlmöglichkeiten bekommen, da diese sowohl für die die Studierenden interessant sind als auch für die Lehrenden, da es wesentlich angenehmer ist einen Vortrag zu halten vor 50 Leuten als vor 100 Leuten von denen 50% die Zeitung liest.
Was war Ihre Lieblings-Interaktion mit einem/einer Studierenden?
Ich erzähle immer, ich würde irgendwann gern ein Buch schreiben mit dem Titel „Kreative Mathematik“. Dort will ich dann besonders kreative Lösungsvorschläge präsentieren. Ich sage jedes Mal, sie bräuchten mir keine neuen Beiträge zu liefern, da ich schon genug hätte. Aber dadurch sporne ich die Studierende erst recht an mir Beiträge zu liefern.
Das und andere kürzere Interaktion wo ich Hartree–Fock und Dichtefunktionaltheorie mit Fußball verglichen habe oder wie zum Beispiel die Born-Oppenheimer-Näherung oder den Lokalschwingungen.
Sowas macht Spaß und weckt Interesse. Durch das gemeinsame Erarbeiten und durch das Einbauen solcher Spielchen lebt die Präsenzlehre.