1. Was
bedeutet Lehre für Sie und was sind für Sie die größten Herausforderungen?
Unsere Aufgabe als Lehrer*innen ist es zu
kommunizieren, zu bilden und zu begeistern. Guter Unterricht hinterlässt Spuren, die oft die Zukunft unserer Student*innen entscheidend beeinflussen können. Viele von uns wählen Wege, die sich mit
Lehrer*innen abspielen, die uns inspiriert haben. Eine der größten Herausforderungen ist genau
das: die Studierenden für das Fach zu begeistern und inspirieren.
Gute Lehre bedeutet auch, jede*n Studierende im Verständnisprozess, im kreativen Denken, und im eigenen unabhängigen Lernprozess zu unterstützen. Das ist heutzutage fast unmöglich, da die Gruppen so groß sind und keine individuelle Hilfe möglich ist.
2. Was
sollte sich an der Universität ändern?
Eine exzellente Universität ist eine Universität, die hervorragende Professor*innen sowohl in den Grundlagenfächern als auch in den spezialisierten Fächern garantieren kann. Das sind die beiden Säulen um zukünftige Eliteforscher*innen und erfolgreiche Chemiker*innen zu bilden. Aber effektive Lehre geht über den Klassenraum hinaus. Lehrer*innen sollten ein ehrliches Interesse an ihren Student*innen haben und sich bemühen, sie auf einer persönlichen Ebene kennenzulernen. Zumindest während des Masterstudiums oder
sogar im letzten Jahr des Bachelorstudiums (wenn die Gruppen kleiner sind) wäre es wünschenswert, dass alle
Studierende eine*n Mentor*in hat,
der*die sie
anleitet, berät und hilft. Warum nicht ein solches Mentorenprogramm schaffen? Die Universität Wien hat neulich dutzende von neuen Professor*innen berufen. Ich glaube dass unsere Fakultät
genügend Dozent*innen hat um persönliche Gespräche mit
den Studierenden zu führen; dies würde sich in
transformativen Lernerfolgen bemerkbar machen können.
3. Wie
lief die Umstellung auf Home-learning?
Der Übergang zum E-Learning stellt sich für uns alle
immer noch als eine große Herausforderung dar. Aus der
Perspektive der Lehrenden fühlt es sich an, als würde man gegen eine Wand sprechen, ohne zu wissen, wer sich dahinter verbirgt. Aus der Perspektive der Studierenden ist es in vielen Fällen langweilig
und frustrierend. Auch keine der derzeit an der Universität Wien angebotenen Softwares ist für eine Tafelklasse von mehr als 100 Studierenden richtig geeignet. Wir alle wünschen uns so schnell wie möglich in den Präsenzunterricht
zurückzukehren!
4. Welche Bedeutung hat die Chemie für Sie?
"Chemie ist nicht alles, aber alles ist Chemie". Unser Motto passt für mich wunderbar. Als Theoretikerin heißt das, dass ich mich mit
so vielen coolen Fragen am
Computer beschäftigen kann .... vom Ursprung des Lebens
bis hin zu den modernsten Nanotechnologien. Alles
besteht aus Materie, und als Chemikerin genieße ich es, die Prinzipien zu verstehen, die ihr zugrunde liegen, und zu helfen neue Materialien oder Technologien zu entwerfen. Computerchemie ist grün und immer modern!